E-Auto im Winter: Tipps für maximale Reichweite
Dass Akkus und Minustemperaturen keine Freunde sind, ist kein Geheimnis. Das ist aber kein Grund, auf ein Elektroauto zu verzichten, nicht einmal im notorisch kalten Schweizer Winter. Mit einigen Tipps und Tricks können Sie die Reichweite Ihres E-Autos im Winter verbessern und die Lebensdauer Ihrer Batterie verlängern. Wir von CARIFY verraten es Ihnen.
Reichweitenoptimierung E-Auto im Winter
Tatsache ist: Elektroautos benötigen im Winter mehr Strom. 10 bis 30 % mehr Verbrauch machen auf langen Strecken einen spürbaren Unterschied. Auf Kurzstrecken sind es mitunter sogar 50 %, wenn es draussen sehr kalt ist. Trotzdem sind E-Autos in Skandinavien (eine Region mit bekanntermassen ebenfalls kalten und schneereichen Wintern) sehr beliebt. Die nordischen Nachbarn machen sich bei Frost einige Tricks zunutze, mit denen sie die Reichweite ihrer E-Fahrzeuge vergrössern. Wir haben für Sie recherchiert.
Faktoren, die die Reichweite beeinflussen
Anders als Dieselfahrzeuge springen Stromer bei Kälte meist mühelos an. Das bedeutet aber nicht, dass Minusgrade ihnen nichts ausmachen, denn die Leistung wird bis zum Erreichen der Betriebstemperatur des Akkus (20–40 °C) gedrosselt. Erfahren Sie hier, welche Faktoren die Reichweite im Winter noch beeinflussen:
Die elektrochemischen Prozesse im Innern des Akkus werden bei Kälte durch höhere Elektrolytviskosität und geringere Zellspannung behindert und verlangsamt.
Die Fahrzeuge benötigen mehr Energie für Heizung und Beleuchtung.
Winterpneus brauchen gute Traktion, was mit mehr Reibungswiderstand und 5–10 % höherem Energiebedarf einhergeht.
Kurze Fahrten mit langen Standzeiten dazwischen bedeuten, dass Innenraum und Batterie immer wieder aufgeheizt werden müssen, was viel Energie verbraucht.
Die gute Nachricht ist: Heutige Akkus verfügen über eine fortschrittliche Leistungselektronik, durch welche die Energie besser nutzbar wird. In immer mehr E-Autos sorgen zudem Wärmepumpen für ein Plus an Reichweite, da sie einen Teil der Heizenergie aus der Umgebungsluft beziehen. Durch diese Extras haben Elektrofahrzeuge eine so grosse Reichweite, dass der winterliche Energieverlust in der Praxis zu verschmerzen ist. Lediglich die Stromkosten pro Kilometer steigen geringfügig an.
Problematisch kann der Energieverlust bei Plug-in-Hybriden sein, wenn die Batterie den täglichen Arbeitsweg nicht mehr ohne Unterstützung durch den Verbrennungsmotor bewältigen kann. Übrigens verbrauchen auch Benziner und Diesel im Winter deutlich mehr Sprit, nämlich rund 15 beziehungsweise 25 %.
Vorheizen während des Ladens
Wenn das Fahrzeug bei Kälte draussen parkieren muss, hat der Akku es schwer. Besser ist in jedem Fall eine Garage, und wer die Möglichkeit hat, sein E-Auto während des Aufladens und vor der Fahrt für etwa 15 Minuten aufzuheizen (etwa mithilfe eines Timers), kann den Energieverlust kompensieren (und erspart Ihnen das Eiskratzen). Denn das Aufheizen des Fahrzeugs benötigt deutlich mehr Energie, als die Temperatur später konstant zu halten, und die kommt von der heimischen Wallbox. Der Akku aber bleibt voll.
Gut zu wissen: Beim Parkieren in der Sonne kann sich der Innenraum bereits etwas erwärmen.
Effiziente Nutzung der Heizung
Eine Batterieheizung kann die Batteriezellenkapazität im Winter erhöhen, aber sie verbraucht selbst Energie, und nicht jedes E-Auto hat eine. Umso wichtiger ist es, die grössten Stromfresser im Winter zu kennen und die Heizung effizient zu nutzen. Das Gebläse ist mit 2–5 kW ein wahrer Stromfresser. Mit 150 W Verbrauch deutlich energieeffizienter sind Lenkradheizung und Sitzheizung. Auch die Frontscheibenheizung ist sparsam. Noch weniger verbraucht die Heizung, wenn Sie die Temperatur auf 17–18 °C einstellen. In der dicken Winterkleidung werden Sie auch dann nicht frieren.
Optimales Laden bei kalten Temperaturen
Die bereits genannten Faktoren, die für die geringere Batterieleistung bei Kälte verantwortlich sind, haben auch Einfluss auf die Ladegeschwindigkeit. Wir haben die wichtigsten Punkte für Sie zusammengefasst.
Richtige Ladegeschwindigkeit im Winter
Das Batteriemanagementsystem drosselt die Stromzufuhr bis zum Erreichen der Betriebstemperatur, um Schäden an den Zellen vorzubeugen. Was bedeutet das?
Bei starkem Frost sollten Sie etwa 10–15 % mehr Zeit zum Laden einplanen.
Schnellladen bei Frost ohne vorheriges Erwärmen schadet der Batterie.
Batteriewartung bei Frost
Es ist keine gute Idee, den Akku Ihres E-Autos im Winter zu weit leer zu fahren. Wenn es draussen warm ist, sollte der Ladezustand zwischen 20 und 80 % liegen; bei Frost verlängert ein Ladezustand von 40 bis 80 % die Lebensdauer der Batterie.
Wenn Sie sich wegen des Frosts in Ihrer Region um die Lebensdauer Ihrer Batterie sorgen – keine Angst. Tatsächlich wirkt sich das gemässigte bis kalte Schweizer Klima sogar positiv auf die Batterielebensdauer aus, während ein heisses Klima die Zellchemie mehr belastet.
Laden über Nacht vs. Schnellladen
Wenn Sie die Batterie Ihres E-Autos bei Kälte zu schnell aufladen, können Sie die Zellen im Innern beschädigen. Dennoch müssen Sie nicht aufs Schnellladen verzichten, wenn Sie die Batterie zuvor auf die Betriebstemperatur von rund 20 °C erwärmt haben. Dazu reicht es, wenn Sie zuvor wenige Kilometer fahren oder sie über die Batterieheizung aufwärmen.
Und grundsätzlich vergilt es die Batterie mit einer längeren Lebensdauer, wenn Sie sie so oft wie möglich langsam aufladen.
Winterspezifische Fahrtipps
E-Autos bringen durch die Batterie mehr Gewicht auf die Waage als Verbrenner und weisen einen tiefen Schwerpunkt auf. Dass dies ein Vorteil sein kann, zeigt sich im Winter. Die Stromer zeichnen sich dank der besseren Traktion durch gute Strassenlage und hohe Fahrstabilität aus, was Ihnen auf eisglatter, rutschiger Fahrbahn zugutekommt. Ein weiteres Plus: Die elektronische Antriebsschlupfregelung (ASR) führt zu einer besseren Nutzung des Drehmoments. So können Sie auf glatten Strecken besser anfahren und haben eine sichere Kurvenlage.
Eco-Modus richtig nutzen
Beim Eco-Modus optimiert der Bordcomputer den Energieverbrauch aller Bordsysteme. Das bringt im Winter schon eine ganze Menge in Sachen Reichweite. Darüber hinaus drehen die Räder beim Anfahren dank Eco-Modus nicht so schnell durch.
Rekuperation optimal einsetzen
E-Autos können mittels Rekuperation die beim Bremsen freigesetzte Energie zurückgewinnen. Das macht sich besonders im Stau oder im Stossverkehr positiv bemerkbar. Vorsicht gilt jedoch auf vereisten, glatten Strassen. Nutzen Sie, so vorhanden, lieber den Schnee- oder Wintermodus. Andernfalls sollten Sie die Rekuperationsstufe niedrig einstellen oder der Fuss behutsam vom Pedal nehmen.
Geschwindigkeit und Reichweite
Sie können die Reichweite Ihres E-Autos im Winter durch Ihren Fahrstil beeinflussen. Auf Autobahnen gilt eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 110 km/h als ökonomisch. Der gegenüber Tempo 120 geringere Luftwiderstand wirkt sich positiv auf den Energieverbrauch aus.
Praktische Wintervorbereitung
Anders als Verbrenner dürfen Sie Ihr E-Auto im Winter vorheizen – und können den Eiskratzer im Handschuhfach lassen. Dennoch empfiehlt es sich, im Winter etwas Ausrüstung an Bord zu haben.
Checkliste für die kalte Jahreszeit
Mit unserer Checkliste sorgen Sie im Winter für eine gute Reichweite Ihres E-Autos und verlängern die Akku-Lebensdauer:
Vorheizen beim Aufladen
Sitz- und Lenkradheizung statt Gebläse und Klimaanlage
Heizenergie durch eine Wärmepumpe sparen
Eco-Modus verwenden
Aufgewärmten Akku laden
Fenster und Türen möglichst geschlossen halten
Empfohlene Winterausrüstung
Entscheiden Sie sich bei den Winterpneus für möglichst kleine Felgen und Raddurchmesser oder für E-Autos optimierte Winterreifen. Durch ihr geringeres Gewicht und weniger Rollwiderstand sparen sie rund 6 % Energie. Versetzen Sie ausserdem das Wasser zur Kühlung des Elektromotors und der Scheibenwischanlage mit einem Frostschutzmittel. In der Schweiz gilt auf manchen Strecken bei Schnee Schneekettenpflicht. Auch diese gehören im Winter zur Standardausrüstung.
Notfallausrüstung für E-Autos
Denken Sie bei winterlichen Fahrten unbedingt an die übliche Winter-Notfallausrüstung:
Warndreieck und Warnweste
Verbandskasten
Decke/Schlafsack
Taschenlampe, Powerbank
Proviant/Getränke
Eiskratzer und Türschlossenteiser
Starthilfekabel
Schaufel
So haben Sie alles Überlebenswichtige dabei, falls Sie unterwegs liegen bleiben oder sich festfahren.
FAQs
Wie verhält sich ein Elektroauto im Winter?
Im Winter müssen E-Auto-Fahrer einiges beachten:
Reichweite: Mehr Verbraucher wie Licht und Heizung, sinkende Effizienz der Batterie – dadurch verringert sich die Reichweite von Elektroautos bei kaltem Wetter um 20–40 %.
Batterieheizung: Viele Stromer wärmen die Batterie mittels Batterieheizung bis zur optimalen Betriebstemperatur auf, wodurch sich die Reichweite im Winter erhöhen kann.
Heizung: Klimaanlage und Gebläse verbrauchen deutlich mehr Energie als Sitz- und Lenkradheizung.
Laden: Bei kalter Batterie verlängert sich die Ladedauer. Es empfiehlt sich, das Auto direkt nach einer Fahrt bei warmem Motor zu laden. Das verlängert ihre Lebensdauer.
Vorheizen beim Laden: Wer sein Fahrzeug per App 15 Minuten vor Fahrtbeginn aufwärmt, nutzt dafür die Energie von der Ladesäule statt der Batterie..
Reifen: Spezielle Winterreifen für E-Autos sorgen für besseren Grip auf kalten und rutschigen Strassen. Felgen und Reifen mit kleinen Durchmessern sparen Energie.
Fahrverhalten: Ein gleichmässiger Fahrstil mit mässiger Geschwindigkeit spart Energie. E-Autos haben eine bessere Traktion und Kurvenlage als Verbrenner. Eco-Modus und Schnee- oder Wintermodus sorgen beim Fahren und Bremsen für geringen Energieverbrauch und sichere Bremsmanöver.
Welches Elektroauto ist im Winter am besten?
Welches E-Auto sich am besten für Ihren Mobilitätsbedarf eignet, hängt von Faktoren wie Reichweite, Platzangebot und Ausstattung ab. Hier ein paar unserer Favoriten:
Audi e-tron: Allradantrieb und komfortable Innenausstattung.
Volkswagen ID.4: gute Reichweite, Ausstattung für verschiedene Wetterbedingungen.
Ford Mustang Mach-E: Allradantrieb und gute Wintereigenschaften.
Sind Kurzstrecken für E-Autos schädlich?
Auch bei Stromern ist die Effizienz auf Langstrecken am höchsten. Um die Batterie auf die ideale Betriebstemperatur zu bringen, verbrauchen die Fahrzeuge bei kalten Temperaturen viel Energie. Auch wenn E-Autos beim Bremsen Energie zurückgewinnen: Die Bremsen selbst verschleissen bei häufigem Stop-and-go stärker.
Welche Temperaturen halten E-Autos aus?
Elektroautos können in der Regel in einem Temperaturbereich zwischen -20 und +50 °C gefahren werden. Extreme Kälte oder Hitze wirken sich allerdings auf die Leistung und Reichweite des Fahrzeugs aus.
Minusgrade beeinträchtigen die Batterieleistung, und auch der erhöhte Energieverbrauch wirkt sich negativ auf die Reichweite aus. Hohe Temperaturen können die Batterielebensdauer beeinträchtigen.